QualityLearning als Wegbegleiter auf dem Weg zum agilen Lehr-Lernsetting

QualityMinds | QualityLearning

Auch im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung wirbelt Corona vieles durcheinander. Aber schon lange vor der Pandemie stand fest, dass wir eine Weiterbildung 4.0 und ein New Learning in Unternehmen brauchen. Darüber haben wir hier in unserem Blog schon öfters geschrieben. In unserem Doppelbeitrag möchten wir berichten, wie unser QualityLearning-Team in einer wunderbaren Zusammenarbeit die Kolleg*innen der Münchner eXXcellent solutions dabei unterstützt, ein agiles Lehr-Lernsetting aufzubauen und was sich inzwischen daraus entwickelt hat.

Die IT-Welt befindet sich im kontinuierlichen Wandel, deshalb ist es für unsere Partner bei der eXXcellent solutions und uns sehr wichtig, dass sich Mitarbeiter*innen zielgerichtet weiterentwickeln können. Lernen, Fort- und Weiterbildung brauchen hierfür aber auch einen ganz neuen Ansatz.

Wir möchten einen weiteren Einblick geben, wie agiles Lernen ganz praktisch aussehen kann. In unseren zwei Beiträgen unterhalten sich Stefan Becker und Alexander Jost von der eXXcellent solutions mit unseren QualityMinds-Kolleg*innen Eva Dirr-Bubik und Manuel Illi darüber, wie man neue, agile Lehr-Lernsettings gestalten kann und was das überhaupt ist. Die beiden Unterhaltungen erscheinen parallel hier und im Blog der eXXcellent solutions (den Link zum anderen Teil findest du weiter unten).

Beide Unternehmen arbeiten schon seit längerem im Bereich von IT-Lösungen zusammen – als starkes Team unterstützen wir unsere Kunden rund um die Entwicklung und Qualitätssicherung von Software. In diesem Frühjahr nun begannen wir gemeinsam die Arbeit an der Neuauflage der internen Ausbildungsprogramme bei der Münchner eXXcellent solutions, von der wir hier berichten.

Das folgende Gespräch haben wir mit Kolleg*innen der eXXcellent solutions geführt, nachdem Sie die Microservice School umgestaltet haben.

Interview

Wir machen uns auf den Weg

Manuel (QualityMinds): Schön, euch nach einiger Zeit wieder zu sehen. Dann lasst uns mal schauen, was die letzten Monate bei euch passiert ist. Als wir uns Anfang 2020 getroffen haben, habt ihr erzählt, dass ihr eigentlich ein etabliertes, internes Weiterbildungsprogramm habt. In regelmäßig stattfindenden Schools haben eure Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, die nötigen Grundkenntnisse zu erlernen, aber auch sich in Spezialthemen zu vertiefen. Was war für euch der Grund, dieses bewährte Konzept auf den Prüfstand zu stellen?

Stefan (eXXcellent solutions): Inhaltlich waren wir mit unseren Schools eigentlich zufrieden und haben auch immer eine gute Rückmeldung von unseren Teilnehmer*innen bekommen. Allerdings haben wir die letzten Jahre auch festgestellt, dass unsere Schools etwas zu starr sind.

Alex (eXXcellent solutions): Ja, das stimmt, die Teilnehmer*innen bringen einfach sehr unterschiedliches Vorwissen und unterschiedliche Erfahrungen mit. Von frischen Uniabsolvent*innen bis zu erfahrenen Entwickler*innen ist alles dabei. Das Spektrum ist zu groß, um als Trainer*in auf alle Unterschiede einzugehen zu können und auch der Zeitpunkt der School ist nicht immer ideal. Oft kann das Gelernte nicht direkt im Projekt angewendet werden oder wurde eigentlich schon früher gebraucht. Kurzum, wir wollten unsere Schools flexibler gestalten, um besser auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter*innen einzugehen.

Eva (QualityMinds): Und dann habt ihr euch entschieden, mit eurer Microservice School zu starten. Könnt ihr die Vision, was ihr inhaltlich mit der neuen Microservice School erreichen wolltet, noch einmal kurz zusammenfassen?

Alex (eXXcellent solutions): Die Microservice School richtet sich an erfahrenere Mitarbeiter*innen, die einen Überblick bekommen möchten, worauf bei einem Microservice-System zu achten ist. Zum Beispiel: Wann lohnen sich Microservices? Oder was sind die typischen Fallstricke?

Eva (QualityMinds): Und was waren eure Anforderungen neben dem rein Inhaltlichen? Hattet ihr bestimmte Formate im Kopf oder Aspekte, die euch aus euren bisherigen Schools besonders wichtig waren?

Stefan (eXXcellent solutions): Zum einen natürlich, dass die Microservice School besser zu den Bedürfnissen unserer Mitarbeiter*innen passt. Also, dass auf unterschiedliches Vorwissen und unterschiedliche Erfahrungen eingegangen wird und dass der Zeitpunkt flexibler gewählt werden kann.

Außerdem war uns ein Aspekt wichtig, der erst einmal gar nicht so viel mit den Inhalten zu tun hat. Unsere Schools haben auch einen starken sozialen Aspekt. Zum einen die gemeinsamen inhaltlichen Diskussionen während der School, aber auch einfach das gesellige Beisammensein, bei dem man seine Kolleg*innen besser kennenlernt und Erfahrungen austauscht. Die Schools waren in der Vergangenheit bei uns auch immer eine Gelegenheit für Trainer*innen und Teilnehmer*innen ihr firmeninternes Netzwerk zu erweitern.

Wir fassen einen Plan

Eva (QualityMinds): Okay, dann lasst uns einmal über die gemeinsame Zusammenarbeit sprechen. Wie seid ihr euer Vorhaben im Frühjahr angegangen und wie kamen wir von QualityMinds mit ins Spiel?

Stefan (eXXcellent solutions): Unsere Firmen waren schon länger zu unterschiedlichen Themen im Austausch, daher wussten wir, dass ihr auf eine agile Weiterbildung setzt, und sind darüber mit euch ins Gespräch gekommen. Außerdem kannten ein paar von uns das agile Lernen schon aus der Ausbildung zum agilen Lerncoach, die wir bei euch gemacht haben. Wir haben uns dann entschieden, zwei gemeinsame interaktive Sessions zu machen.

Manuel (QualityMinds): Genau, wir haben zusammen erarbeitet, wie man ein agiles Lehr-/Lernsetting mit vielen Freiheitsgraden und Freiräumen für Eigenverantwortung und Selbstorganisation bei euch gestalten könnte. Darüber haben wir auch in dem Blogbeitrag bei euch gesprochen (Link zum Beitrag).

Was davon war für euch und euren Kontext besonders hilfreich, als ihr tatsächlich angefangen habt, die Microservice School umzugestalten?

Alex (eXXcellent solutions): Dass wir vorab Lehrziele definiert haben, war bei der Umgestaltung sehr hilfreich. In der Vergangenheit haben wir uns bei den Lehrinhalten oft auf unser Bauchgefühl und unsere Erfahrung verlassen, was in Projekten wichtig ist. Dadurch haben wir nicht immer die Frage gestellt, was unsere Mitarbeiter*innen genau mitnehmen sollten. Die Lehrziele haben geholfen, den inhaltlichen Fokus zu schärfen und festzustellen, wo wir Inhalte mit einer Übung vertiefen sollten.

Wir schreiten zur Tat

Eva (QualityMinds): Und was waren dann eure nächsten Schritte nach unserem Kick-off Workshop und wie wurden die Ideen einer Microservice School 2.0 konkret umgesetzt?

Stefan (eXXcellent solutions): Als Erstes haben wir in einer kleinen Gruppe die bestehende Microservice School angeschaut und in Einzelteile zerlegt. Aufbauend darauf haben wir dann Lehrstorys mit Lehrzielen definiert, mit denen später die Lernenden selbstorganisiert arbeiten können. Außerdem haben wir eine Lernplattform ausgewählt, über die wir die Schools anbieten können.

Alex (eXXcellent solutions): Und dann haben wir in Zweierteams die Themen ausgearbeitet. Aus jeder Story ist ein inhaltlicher Block in der internen Lernplattform geworden, bestehend aus Vorwissensaktivierung, Lerninhalten und Übungen, die das Erworbene festigen und den Transfer fördern. Die Lehrziele sind zum einen in Einleitung und Vorwissensaktivierung eingeflossen, haben aber zum anderen auch als Orientierung für die Lerninhalte und Übungen gedient. Für die meisten Lerninhalte haben wir unsere bestehenden Foliensätze überarbeitet und vertont, um zusätzliche Erklärungen und Erfahrungen vermitteln zu können. Teils konnten wir auch auf gute externe Inhalte verweisen.

Unsere vorhandenen praktischen Übungsaufgaben haben wir detaillierter beschrieben und um explizite Musterlösungen erweitert. Außerdem haben wir den Übungsrahmen so aufbereitet, dass die Mitarbeiter*innen die Übungen leicht auf ihren Rechnern ohne weitere Unterstützung ausführen können.

Manuel (QualityMinds): Das klingt spannend. Könnt ihr ein konkretes Beispiel geben, wie die fertige Umsetzung einer Lehrstory als Themenblock aussieht?

Alex (eXXcellent solutions): Zum Beispiel war es uns wichtig, als erstes ein klares Bild zu vermitteln, was Microservices sind und wie sie sich von ähnlichen Konzepten unterscheiden. Die Lehrziele waren also: „Die Lernenden können in eigenen Worten definieren, was Microservices sind und wie sie sich gegenüber Self Contained Systems (SCS) und Service Oriented Architecture (SOA) abgrenzen.“

Die Einheit beginnt mit offenen Fragen wie „Was weißt du bereits über Microservices?“, „Setzt ihr in eurem Projekt Microservices ein? Warum oder warum nicht?“ Dadurch wird schon mal das vorhandene Wissen aktiviert und das Neue kann leichter damit verknüpft werden.

Anschließend gibt es ein Video zur Definition von Microservices und eins zur Abgrenzung gegenüber SCS und SOA. Wir haben uns für mehrere kleine Videos statt einem langen entschieden, damit es kurzweiliger ist. Außerdem kann man dann direkt Inhalt und Aufgaben aufeinander folgen lassen, anstatt dass sich ein langer Block mit Videos mit einem langwierigen Aufgabenblock abwechselt.

Wir holen uns Feedback

Eva (QualityMinds): Das klingt sehr strukturiert. Jetzt weiß ich, dass inzwischen die ersten Lerner*innen in die Microservice School 2.0 gestartet sind. Was ist denn die Rückmeldung dieser Pilot-Lernenden?

Alex (eXXcellent solutions): Die ersten Rückmeldungen fallen bisher erfreulich positiv aus. Die Inhalte sind verständlich und gut strukturiert. Außerdem wurde gelobt, dass es kurzweilig und nicht langatmig ist. Aber natürlich gibt es auch noch Ecken und Kanten.

Eigentlich richtet sich die Microservice School – wie erwähnt – an erfahrenere Mitarbeiter*innen. Unter den Pilot-Lernenden waren aber auch frische Uniabsolvent*innen, für die es teilweise etwas frustrierend war, weil wir bestimmtes Wissen vorausgesetzt haben.

Für die Zukunft wollen wir im Intro zur School klarer rausstellen, wer die Zielgruppe ist und welches Wissen schon vorhanden sein sollte. Damit ist die Erwartung einfach eine andere.

Stefan (eXXcellent solutions): Außerdem diskutieren wir aktuell darüber, Mitarbeiter*innen, die eine School besuchen möchten, für die ihnen eigentlich noch Kenntnisse fehlen, durch unsere internen Lerncoaches zu unterstützen. Die Mitarbeiter*innen besprechen mit den Coaches, welches Wissen sie schon mitbringen und gemeinsam wird dann geplant, wie sie sich das restliche Vorwissen zügig aneignen können. Dadurch wird das Angebot auch für neue Mitarbeiter*innen nutzbar, die sich schon früher mit fortgeschrittenen Inhalten beschäftigen möchten oder diese Inhalte für ihr konkretes Projekt brauchen.

Wir werfen einen Blick in die Zukunft

Manuel (QualityMinds): Ich finde, das ist ein richtig guter Ansatz und natürlich auch ganz im Sinne des agilen Lernens. Wie geht es jetzt bei euch weiter?

Stefan (eXXcellent solutions): Konkret arbeiten wir jetzt das Feedback von den Pilot-Lernenden in die Microservice School ein, um das Lernmaterial und die praktischen Übungen weiter zu verbessern. Aber danach geht es weiter. Alle die an der Microservice School 2.0 beteiligt waren, sind sehr motiviert, direkt weiterzumachen.

Das ist tatsächlich ein positiver Nebeneffekt, den wir festgestellt haben. Durch die kleinteiligere Aufteilung lässt sich die Arbeit leichter auf mehrere Leute verteilen und die Motivation, sich einzubringen, ist höher. Außerdem ist auch die Einstiegshürde geringer, neue Inhalte zu erstellen. Anstatt direkt eine mehrtägige School vorzubereiten, kann man sich leichter mit Einzelthemen befassen. Auch das Einbinden von externen Inhalten, wie interessanten Blogbeiträgen, ist einfach möglich.

Eva (QualityMinds): Gut, bevor wir zum Schluss kommen, als letzte Frage: Habt ihr ein persönliches Learning, das ihr aus unserer Zusammenarbeit für euch mitnehmt?

Alex (eXXcellent solutions): Wir können das Format unserer School modernisieren, ohne dass die Inhalte darunter leiden. Jetzt gilt es zu überlegen, wie wir den sozialen Aspekt in der aktuellen Situation noch fördern können.

Stefan (eXXcellent solutions): Ich nehme mit, dass wir das Rad nicht bei jedem Thema neu erfinden müssen. Es gibt schon gute Inhalte, die wir nur finden müssen, um sie dann in unsere Weiterbildungen zu integrieren. Dadurch haben wir mehr Zeit für die Inhalte, bei denen wir selbst über viel Erfahrung verfügen oder eine bestimmte Meinung vertreten. Das Konzept ist auf jeden Fall ein Erfolg bei uns.

Eva und Manuel (QualityMinds): Freut uns zu hören, vielen Dank für den interessanten Rückblick.

Im ersten Teil des Gesprächs unterhalten sich Alexander, Stefan, Eva und Manuel darüber, was agiles Lernen und Lehren ist, und wie konkret der Kickoff-Workshop bei eXXcellent solutions ablief. Den Blogbeitrag findest du hier.

Über die Autoren

Eva Dirr-Bubik:
Eva Dirr-Bubik ist agiler Lerncoach bei den QualityMinds. Dort begleitet sie intern ihre Kolleginnen und Kollegen individuell in ihrem Lernprozess. Sie studierte Pädagogik mit dem Fokus Lehren und Lernen sowie Psychologie und Kommunikationswissenschaft. Anschließend hat sie vielfältige Erfahrungen in der pädagogischen Praxis sowie in der (außer)universitären Forschung gesammelt.

Dr. Manuel Illi:
Dr. Manuel Illi ist agiler Lerncoach, Scrum Master und Berater im Bereich agiles Lernen und alternative Lernformen. Früher als Germanist und Kulturwissenschaftler tätig, ist er jetzt als Lerncoach in internationalen Projekten unterwegs. Er unterstützt sowohl Individuen als auch Teams bei den Herausforderungen, die modernes Lernen aufwerfen.

Alexander Jost
Alexander Jost ist Principal Software Architect, Portfoliomanager Business Applications, Research & Innovation Manager und Technologie Advisor bei der eXXcellent solutions in München. Seit über 20 Jahren ist er mit der Entwicklung von geschäftskritischen Softwarelösungen beschäftigt.

Stefan Becker
Stefan Becker ist Managing Consultant und agiler Lerncoach bei der eXXcellent solutions in München. Seit 5 Jahren arbeitet er sowohl technisch, als auch fachlich an der Entwicklung individueller Softwarelösungen mit. Als Lerncoach begleitet er außerdem die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern.

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Geschrieben von

Thomas Niedermeier