Testen mit Screenreadern
Bei der Benutzung eines Computers sind Menschen mit Sehbeeinträchtigung auf Screenreader angewiesen. Spätestens beim Besuch verschiedener Webseiten stößt diese Nutzergruppe auf mehrere Hürden, die assistive Technologien nicht umgehen können. Verschachtelte Inhalte oder schlechte Codequalität verhindern oftmals das Finden von relevanten Informationen.
Analysewerkzeuge wie Browser-Plugins decken Strukturfehler auf einer Webseite auf, die für die Barrierefreiheit und auch für Screenreader von Bedeutung sind. Allerdings sind inhaltliche Fehler oder Einschränkungen in der Steuerung nicht automatisiert testbar. Deshalb sollten Barrierefreiheitstests manuelle Evaluierungen auch mit Screenreadern einschließen.
Auswahl des Screenreaders
Es existieren mehrere Screenreader. Statistiken der WebAIM zeigen, dass die Screenreader JAWS und NVDA am meisten genutzt werden. JAWS ist kostenpflichtig. NVDA ist eine kostenlose Alternative für Windows-Systeme. Bei Windows ist die Microsoft Sprachausgabe standardmäßig enthalten. Auf Apple-Systemen ist mit VoiceOver auch ein Screenreader vorinstalliert.
Es gibt auch Browser-Plugins wie beispielsweise ChromeVox für den Browser. Allerdings kommen Plugins bei der betroffenen Nutzergruppe im Vergleich zu systemweiten Screenreadern weniger zum Einsatz. Zu beachten ist, dass bei Screenreadern Funktionsunterschiede sowohl in der Bedienung als auch in der Ausgabe von Informationen bestehen. Deshalb ist ein Test mit mehreren Tools empfehlenswert.
Die Auswahl der Programme richtet sich nach verschiedenen Kriterien. Welche Betriebssysteme verwenden die Nutzergruppen? Welche Browser werden verwendet? Welche Einstellungen werden in dem Screenreader vorgenommen? Hier sind Kenntnisse über die Nutzergruppe wichtig. Idealerweise werden diese bereits im frühen Stadium der Entwicklung eingebunden. Ist allerdings ein direkter Austausch nicht möglich, sind mehrere Studien und Berichte mit wertvollen Informationen im Internet aufrufbar.
Test planen und durchführen
Zunächst werden der zu nutzende Screenreader und im Falle einer Webseite der Browser festgelegt. Anschließend wird eine exakte Testaufgabe formuliert. Es ist nicht das Ziel, die gesamte Webseite in einem Testdurchgang zu evaluieren, sondern ein bis zwei typische Nutzungsszenarien. In der Regel erfolgt die Navigation mittels Pfeiltasten oder Tastaturkürzeln. Es gibt aber auch Fälle, wo der Screenreader zusammen mit der Maus oder dem Touchpad verwendet wird. Der Test auf mobilen Endgeräten ist ein anderes Thema und wird in diesem Beitrag nicht weiter beleuchtet.
Um sich in die Nutzerperspektive hineinzuversetzen, sollten entweder die Augen geschlossen oder der Blick vom Bildschirm abgewendet werden. Wichtig bei der Evaluation mit Screenreadern ist ein störungsfreies Testumfeld. Systembenachrichtigungen oder Chat-Nachrichten können den Fokus des Screenreaders ändern, wodurch der Test im schlimmsten Fall erneut gestartet werden muss.
Wenn beim Test ein Verlust der Orientierung auf der Website oder kein Weiterkommen mehr möglich ist, muss der Test abgebrochen werden. Hier handelt es sich um kritische Fehler, die behoben werden müssen.
Ergebnisse und Nutzen
Der Test mit einem Screenreader deckt viele Probleme auf, die von Code-Analysetools nicht gefunden werden. Beispielsweise Alternativtexte bei Bildern. Darüber hinaus wird ein direktes Erleben der Nutzerführung ermöglicht, das in manchen Fällen frustrierend sein kann.
Die Testergebnisse sollten nicht nur schriftlich dokumentiert werden, sondern auch im Team vorgeführt werden. Dadurch entsteht ein besseres Verständnis für andere Perspektiven und bereits im Entwurf kann gezielter auf barrierefreie und frustfreie Bedienung geachtet werden.
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