“Mit Lernen die Welt verändern!” – mit dieser Vision machte sich das Team QualityLearning 2018 auf den Weg, Lernen und Lehren anders zu denken. Neben dem mittlerweile etablierten Ansatz des agilen Lernens rückte mit der Zeit auch das Thema Lehre immer stärker in den Fokus. Gegen Ende 2021 fanden sich daher einige Kolleg:innen des QualityLearning Teams zusammen und gründeten die Bubble Agile Lehre Gruppe. Ein Bubble ist eine Gruppe von Personen, die eingeladen werden, zur Arbeit und Führung in einer Domäne beizutragen, wenn sie können. Da die Mitglieder des Teams an mehreren Standorten (Nürnberg, München, Berlin) beheimatet sind, arbeitete man die erste Zeit ausschließlich remote zusammen. Mit den Lockerungen der Coronabeschränkungen war es deshalb eine willkommene Abwechslung, sich für zwei Tage an einem gemeinsamen Ort in Präsenz zu treffen, um zusammen fokussiert am Thema Agile Lehre zu arbeiten. Ziele dieses Getaways, das vom 13.03. bis 15.03.22 in Bernried am Starnberger See stattfand, waren, sich einerseits als Team besser kennenzulernen und andererseits den Ansatz Agiler Lehre weiterzuentwickeln sowie gemeinsam zu überlegen und zu lernen, wie Agile Lehr- und Lernsettings (weiter-)entwickelt werden können.
Agile Lehre und Agiles Lernen – Eine kurze Einleitung
Agile Lehre ist als eine hilfreiche und häufig auch notwendige Ergänzung zum Ansatz des agilen Lernens von QualityMinds zu verstehen. Während sich das Agile Lernen auf die Lernziele von Individuen bezieht, unterstützt Agile Lehre Ziele, die beispielsweise aus einem Ausbildungsbedarf oder notwendigen Veränderungen aus Teams oder Organisationen heraus erwachsen. Im Grunde kann fremdgesteuerte und defizitorientierte Lehre als notwendige Ergänzung zu selbstgesteuertem und stärkenorientiertem Lernen verstanden werden. Sollen Individuen in Teams oder Organisationen beispielsweise bei der agilen Transformation im Unternehmen unterstützt werden, bietet es sich an, auf Lehre zurückzugreifen – insbesondere dann, wenn es sich um ein Thema handelt, das sehr viele, wenn nicht sogar alle Individuen in einem Unternehmen betrifft.
Der Ansatz Agile Lehre – Erste Erkenntnisse aus dem Getaway
Bei Agiler Lehre handelt es sich also um einen neu entwickelten Ansatz, in welchem die Prinzipien der Agilität aus dem Bereich der Softwareentwicklung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen u.a. aus dem Bereich der Lehr- und Lernforschung in Verbindung gebracht werden. Mit Hilfe unterschiedlicher Techniken werden dabei die Werte und Prinzipien des Agilen Manifestes bei der Konzeption und Durchführung von Lehr-/Lernsettings bestmöglich berücksichtigt.
Auf der Grundlage dieser Idee entwickelten die Bubble-Mitglieder im Rahmen des Getaways die folgende Definition Agiler Lehre:
Mindsetunterstützendes Lehrkonzept, welches neben den Inhalten die Individualität der Lernenden in den Mittelpunkt stellt.
Agile Lehre basiert zusammengefasst auf den folgenden vier Prinzipien:
- Mindsetunterstützendes Konzept: Die innere Haltung von Lernenden zu einem Thema wird gestärkt.
- Individualität der Lernenden im Mittelpunkt: Die Lernenden werden dort abgeholt, wo sie gerade stehen.
- Individuelle und bedarfsgerechte Inhalte: Die Inhalte werden in iterativen Zyklen in engem Austausch mit den Kund:innen erstellt.
- Entwicklung und Implementierung des agilen Lehr-/Lernkonzepts nach agilen Prinzipien: Dies ermöglicht die kontinuierliche Verbesserung von Inhalten und der Struktur des Lehr-/Lernkonzeptes.
Damit war eine erste Grundlage geschaffen, die es ermöglichte, im Rahmen des Getaways gemeinsam Möglichkeiten zu durchdenken und zu erarbeiten, wie solche Agile Lehr-/Lernsettings entwickelt werden können.
Analog zur Definition erfolgt die Entwicklung von agilen Lehr-/Lernsettings im Grunde anhand des Dreiklangs Mindset, Inhalt und Individuum aus obiger Definition und folgt dementsprechend drei Schritten:
Schritte bei der Entwicklung von agilen Lehr-/Lernsettings | Grobkonzept | Klebekonzept | Feinkonzept |
---|---|---|---|
Prinzipien, die im Konzept fokussiert werden | Mindset | Inhalt trifft Mindset | Individualität der Lernenden |
Zentrale Fragestellung, die mit Konzepten beantwortet werden | Was ist das zugrunde liegende Mindset? | Wer macht was wann (und wie?) | Wie kann die Individualität der Lernenden bestmöglich unterstützt werden? |
Die Schritte der obigen Tabelle wurden noch während des Getaways bei der Entwicklung verschiedener agiler Lehr-/Lernkonzepte erprobt. Es konnte dabei ein erster Entwurf für ein agiles Lehr-/Lernkonzept zum Thema Consulting sowie zum Themenbereich Testautomatisierung entwickelt werden.
Agile Lehre – Eine Zusammenfassung
Agile Lehre kann dann zum Einsatz kommen, wenn Ziele oder Themen von außen an eine Gruppe von Individuen herangetragen werden. Sie unterstützt dann, wenn sich Individuen aus Teams und Organisationen mit Themen befassen, die beispielsweise aus einem Ausbildungsbedarf oder notwendigen Veränderungen in Arbeitsalltag heraus erwachsen. Solche Veränderungen ergeben sich in der Regel aus sich transformierenden Kontextbedingungen und werden durch das Zusammenspiel von Digitalisierung, Automatisierung, Globalisierung, Klimawandel oder Pandemien noch beschleunigt. Teams, Organisationen oder Unternehmen sehen sich demnach immer häufiger mit Herausforderungen und Veränderungen konfrontiert. Sie müssen sich mit Themen oder Inhalten auseinandersetzen, um auf diese Herausforderungen oder Veränderungen angemessen reagieren zu können. Die meisten Teams und Organisationen bestehen heute aus vielen verschiedenen Individuen, die häufig auch sehr heterogene Voraussetzungen mitbringen. Diese Individuen müssen wiederum mit identischen Herausforderungen oder Themen – beispielsweise aufgrund unterschiedlicher Positionen im Unternehmen – unterschiedlich umgehen. Agile Lehre setzt genau hier an und stellt konsequent diese Individualität der Lernenden und deren individuellen Bedarfe in den Mittelpunkt. In Anlehnung an ein zentrales Prinzip des Agilen Manifests könnte man formulieren: „Lernende und ihre individuellen Bedarfe sind wichtiger, als die Zusammenstellung von Inhalten“. Das soll keineswegs heißen, dass die Inhalte nicht wichtig sind. Es meint aber, dass es wichtiger ist, die Bedarfe und Voraussetzungen der Individuen zu kennen, um unter Rückgriff auf diese Informationen geeignete Inhalte auszuwählen und daraus ein bedarfsgerechtes Angebot von Lernmaterialien zu erstellen.
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