Web Disability Simulator

Barrieren im Web erleben: Mein Selbsttest mit dem Web Disability Simulator

Barrierefreiheit im Web – alle reden darüber, und wir sind uns einig: Sie ist wichtig. Aber wenn man ehrlich ist, stellt sich schnell die Frage: Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn digitale Angebote nicht barrierefrei sind?

Zum diesjährigen World Accessibility Day wollte ich das genauer wissen und habe den Web Disability Simulator ausprobiert – ein kostenloses Chrome-Plugin, das verschiedene Einschränkungen simuliert. Für mich war das der erste praktische Schritt, um das Thema besser zu verstehen. Hier teile ich ein paar Eindrücke aus meinem Selbsttest:


Bildbeispiel auf unserer Unterseite: Requirements Engineering

Sehbehinderungen

Farbenblindheit:
LinkedIn blieb größtenteils gut nutzbar, aber kleine Elemente wie die farbigen Ränder an Profilbildern (“#OPENTOWORK”) waren kaum noch zu erkennen. So subtil – aber eben doch wichtig, wenn Information nur über Farbe transportiert wird.

Tunnelblick:
Gerade auf unserer eigenen QualityMinds-Website habe ich gemerkt, wie schwer es sein kann, sich zu orientieren, wenn nur ein kleiner Ausschnitt sichtbar ist. Unterschiedlich angeordneter Content (Text mal links, mal rechts) wurde da schnell zum Hindernis.

Sonnenlicht:
Spannend – denn das betrifft uns alle. Bei grellem Licht sind Buttons plötzlich kaum mehr zu sehen, Texte schwer lesbar. Ein gutes Beispiel dafür, dass Barrierefreiheit nicht nur Menschen mit Behinderungen betrifft.

Motorische Einschränkungen

Parkinson:
Mit dieser Simulation wurde schon einfaches Navigieren zur Geduldsprobe. Kleine Buttons, Dropdowns, Hover-Effekte – vieles war schlicht nicht mehr nutzbar. Da wird einem schnell klar, wie wichtig klare, klickbare Elemente sind.

Lesen & Verstehen

Lese-Rechtschreibstörung:
Komplexe Fachsprache? Lange Schachtelsätze? Schon nach kurzer Zeit war ich raus. Kurze, einfache Sprache war deutlich angenehmer – ein guter Reminder für alle, die Inhalte erstellen.

Kleiner Wortschatz (Englisch):
Das hat mich direkt zurück in mein Auslandssemester versetzt: Wörter erkennen, aber den Zusammenhang nicht verstehen. Genau so fühlte sich das an – frustrierend und anstrengend.

Konzentration

Diese Simulation hat mich echt überrascht: Ständig ploppen Gedanken auf (“Die Lüftung ist laut heute…”), Texte flackern, Buttons wackeln. Ich konnte mich kaum auf einen Satz konzentrieren. Und ehrlich: Diese Ablenkbarkeit ist im Alltag gar nicht so fern – wer kennt’s nicht kurz vor der Mittagspause?

Mein Fazit

Der Web Disability Simulator ist natürlich keine perfekte Simulation – aber er schafft Bewusstsein. Für mich war das ein spannender und teilweise auch berührender Einblick. Vor allem habe ich gelernt: Barrierefreiheit ist kein „Extra“ – sie entscheidet über Teilhabe.

Und manchmal reicht schon ein Browser-Plugin, um den eigenen Blick zu schärfen.

Falls du’s selbst ausprobieren willst:
Web Disability Simulator (Chrome Web Store)
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