Die Länge des Lernsprints.

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Bei Start des agilen Lerncoachings

Zu Beginn des agilen Lerncoachings mit einem neuen Lernenden ist für diesen alles neu: Wie setze ich mir Lernziele? Welche Materialien und Formate sind für mein Lernziel geeignet? Wie kann ich mich motivieren? Wie gehe ich mit Hindernissen um?

Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass ein paar Rahmenbedingungen gesetzt werden, um den Lernenden an anderen Stellen zu entlasten, damit er/sie sich auf das Wesentliche – den eigentlichen Lernprozess – konzentrieren kann. Eine Rahmenbedingung, die wir beim agilen Lerncoaching mit noch unerfahrenen Lerncoachees vorgeben, ist die Sprintlänge. Dabei haben wir darauf geachtet, dass die Zeit ausreicht, dass sich Routinen ausbilden können und der Lernende sich zudem auch mit seinen eigenen Lernstilen und -prozessen auseinandersetzen kann (vgl. Gehlen-Baum & Illi, 2019).

Anpassungen im Laufe der Zeit

Je länger sich der Lernende mit dem agilen Lernsprint und der damit verbundenen Selbstreflexion beschäftigt, umso mehr Freiheiten erarbeitet sich der Lernende und auch sein agiler Lerncoach. Wenn sich Lernstrategien etabliert haben und der Lernende versteht, dass eine Änderung in seinem Verhalten meist auch Änderungen in seinem Lernprozess zur Folge hat, kann man auch anfangen, mit der Sprintlänge ein wenig herumzuexperimentieren. Wir würden die Lernenden sogar dazu ermutigen, da Experimentieren insgesamt ein wesentlicher Baustein eines agilen Prozesses darstellt. Vielleicht macht es für den Lernenden nach einer gewissen Zeit Sinn, den Lernsprint von anfangs drei Monaten auf nur 4 Wochen zu verkürzen, um zu schauen, was das mit der eigenen Motivation oder auch Disziplin macht. Dabei ist selbstverständlich zu beachten, dass man Lernziele für 4 Wochen nicht genauso groß schneiden kann wie für 3 Monate und dass auch die Anzahl der Lernziele nochmals beleuchtet werden sollte.

Umstellungen auf einen noch stärker Lerner-zentrierten Modus

Eine weitere Umstellung, die für den Lernenden nach einer gewissen Zeit hilfreich sein kann, ist es, nicht mehr mit einem festen Lernsprint zu arbeiten, sondern den Zeitraum des Lernens dem Lernziel anzupassen. Das heißt, der Lernsprint wird nicht vorher definiert, sondern der Lernende meldet sich bei Abschluss des Lernzieles proaktiv (oder via einer Nachricht über die Lernplattform) bei seinem agilen Lerncoach. Dieses Vorgehen würden wir bei Lernenden empfehlen, die bereits

  • wissen, wie man Lernziele selbstständig abschließt
  • einige Lernziele erfolgreich beendet haben
  • selbstständig in der Lage sind, über Veränderungen in ihrem Lernprozess zu reflektieren
  • eine realistische Einschätzung über die benötigte Zeit abgegeben können
  • sich selbst in schwierigen Phasen zum Lernen motivieren können
  • Lernen als solches priorisieren können.

Hierbei kann sich der Lernende, unabhängig von der Sprintlänge, die Zeit nehmen, die er für ein Thema als angemessen erachtet und regelmäßig evaluieren, ob er hier noch tiefer oder weniger tief einsteigen mag – ohne mit Zeitdruck zu arbeiten oder das Gefühl zu haben, auf etwas warten zu müssen. Es bietet sich bei diesem Vorgehen an, in den Retrospektiven im Blick zu behalten, wie lange der Lernende letztendlich für ein Lernziel braucht, um auch hier die Strategie regelmäßig anpassen zu können. Darüber hinaus empfehlen wir den Lerncoaches, insbesondere in der Umstellungsphase, immer wieder mit dem Lernenden in Kontakt zu treten, um zu hinterfragen, wie der Lernende vorankommt und wie das Vorgehen insgesamt passt.

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Geschrieben von

Vera Baum